Getarntes Plastik

Ein 100% Merinowolle-T-Shirt oder 100% Baumwolle klingt zunächst ganz einfach – ein natürliches, plastikfreies Kleidungsstück, das ausschließlich aus Baumwoll- oder Wollfasern besteht. Doch in Wirklichkeit enthalten selbst die schlichtesten Kleidungsstücke meist mehr als nur Baumwolle. Vom Nähgarn über die Etiketten bis hin zu den Aufdrucken: In jedem "100 % Baumwolle"-T-Shirt verstecken sich Polyester oder andere synthetische Materialien. Das ist nicht unbedingt Greenwashing – sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Branchenstandards, Gewohnheiten und technischer Zwänge. Sehen wir uns also an, was wirklich in Ihrem Baumwoll-T-Shirt steckt, warum plastikfreie Kleidung so schwer herzustellen ist – und wie wir genau das ändern wollen.
1. Nähgarne: Alle T-Shirts – selbst solche aus 100 % Baumwolle – werden mit Polyesterfaden genäht. Warum?
Baumwollgarn zu verwenden ist nicht unmöglich – aber inzwischen selten. Es ist teurer, weniger fehlertolerant in der Produktion und erfordert Erfahrung. Doch wenn man ein wirklich plastikfreies Produkt will, ist es die einzige Lösung.
Beispiel: wenn Sie sich die Nähte auf der Innenseite Ihres "100 % Baumwolle"-T-Shirts genau ansehen, entdecken Sie wahrscheinlich einen leicht glänzenden, etwas elastischen Faden – das ist Polyester.
2. Markenetiketten und Pflegeetiketten: Sie bestehen fast immer aus synthetischen Materialien – selbst wenn der Rest des Kleidungsstücks aus Naturfasern besteht. Die meisten Etikettenhersteller bieten keine 100 % Baumwolloptionen mehr an. Warum? Weil sie schlichtweg nicht mehr über die Maschinen verfügen, um reines Baumwollgarn zu verarbeiten.
Bei Cévène haben wir Dutzende Etikettenhersteller weltweit kontaktiert – nur sehr wenige verfügen noch über die technischen Möglichkeiten, ein Etikett vollständig aus Baumwolle und ohne synthetische Fasern herzustellen. Wir selbst haben sogar bereits Etiketten aus Baumwolle bestellt – und stattdessen welche aus Polyester geliefert bekommen. Das lässt sich leicht überprüfen: Polyester brennt und schmilzt wie Plastik, Baumwolle hingegen nicht.
Viele Hersteller bieten stattdessen sogenannte Polycotton-Etiketten an – sie wirken natürlich, enthalten aber dennoch Plastik. Es handelt sich dabei um ein Gewebe aus Baumwoll-Schuss und Polyester-Kette.
Beispiel: drehen Sie Ihre Pflegeetikette um – in den meisten Fällen ist es ein kleines weißes Schildchen mit aufgedrucktem schwarzen Text. Dieses Schildchen besteht fast immer aus Polyester, und auch die Druckfarbe ist kunststoffbasiert. Das Gleiche gilt übrigens auch für Aufnäher, Zierbänder und Markenschilder.
3. Drucke: Sie gehören zu den größten Herausforderungen, wenn es darum geht, Plastik in Kleidung zu vermeiden. Ob Logo, Grafik oder Pflegehinweis – das Drucken auf Textilien erfolgt fast immer mit Hilfe von Kunststoff.
Ganz zu schweigen von dem großen Motiv, das auf der Vorder- oder Rückseite Ihres T-Shirts gedruckt ist – es besteht fast immer aus kunststoffbasierter Tinte. Und oft ist die Qualität nicht besonders gut. Beim Tragen und Waschen löst sich der Aufdruck in winzige Plastikpartikel auf, die letztlich als Mikroplastik in die Umwelt gelangen.
Derzeit gibt es nur eine bekannte Möglichkeit, auf Stoff zu drucken, ohne Plastik zu verwenden – und wir entwickeln sie aktiv weiter.
Die Wahrheit ist: Die globale Modeindustrie ist stark vom Einsatz von Plastik abhängig – insbesondere von Polyester. Es ist günstig, robust, vielseitig und in jeden Schritt der Produktion eingebettet.
Bei Cévène haben wir uns dem Ziel verschrieben, wirklich plastikfreie Kleidung herzustellen. Das bedeutet, jeden Bestandteil des Herstellungsprozesses neu zu denken:
Das erfordert spezielle Beschaffung, engagierte Partner und einen langsameren, durchdachteren Produktionsprozess. Jeder dieser Schritte bringt zusätzliche Kosten, Zeitaufwand und Komplexität mit sich. Deshalb enthalten selbst Kleidungsstücke von gut gemeinten Marken oft versteckten Polyester – ohne es zu wollen.
Also, ist Ihr "100% Baumwolle"-T-Shirt wirklich zu 100% aus Baumwolle?
Nein – und jetzt wissen Sie, warum. Es geht nicht um irreführende Etiketten, sondern um eine Branche, die auf Bequemlichkeit und synthetische Materialien aufgebaut ist. Diese Realität zu verändern heißt, jeden Aspekt des Herstellungsprozesses neu zu denken – nicht nur den Stoff. Bei Cévène haben wir uns dem Ziel verschrieben, Kleidung zu schaffen, die vollständig natürlich und vollständig plastikfrei ist – bis hin zum Nähfaden. Ein T-Shirt nach dem anderen. Damit "100% Baumwolle" endlich auch wirklich 100% Baumwolle bedeutet.
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